Interview

Interview mit Monika Nienaber

Bewegung, Körpergefühl und Harmonie können das Leben ganz maßgeblich positiv prägen und zum Positiven verändern. Es gibt dabei kein „zu früh“ oder „zu spät“. Oft sind es einfach spontane Entscheidungen oder gute Kursangebote, die die richtigen Weichen stellen und ganz lange wirken.

Weshalb es sich lohnt, etwas zu tun, oder z.B. seinen Kindern den Zugang zu neuen Welten mit auf den Weg zu geben, darüber spreche ich mit heute Monika Nienaber – in der Per-Du-Form, wie es unter Naturfreunden/ Sportlern üblich ist.

Ein Interview mit Monika Nienaber, nachgefragt von Extremwanderer und Bestsellerautor Christian Seebauer.

Monika und Alina Nienaber (v.l.) beim Outdoor-Training
Christian Monika, die Freude an Bewegung und Harmonie beginnt ab der ersten Sekunde und hört eigentlich nie auf, oder?
Monika Da hast Du vollkommen Recht! Kindern sollten man so früh wie möglich die Freude an der Bewegung vermitteln. Das prägt sie ein ganzes Leben lang. Es ist übrigens auch nie zu spät, mit gesunder Bewegung anzufangen. Besonders im fortgeschrittenen Alter bringt es viel mehr Lebensqualität, wenn man beweglich bleibt.
Christian Bewegung und Harmonie sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge. Seit meiner frühesten Kindheit suche ich „Harmonie“. Es mag verrückt klingen: Nur weil ich sie lange nicht gefunden habe, habe ich angefangen, mich zu „bewegen“. Du nennst Deine Webseite ja „harmonie-sport.de“. Ganz persönliche Frage also: Was bedeutet Dir selbst eigentlich „Harmonie“? Was ist sie Dir wert? Weshalb ist sie erstrebenswert?
Monika Es ist der „Flow“, den man häufig im Sport erlebt. Wenn eine Bewegung mühelos und harmonisch gelingt, wenn alles im Fluss ist, dann macht die Bewegung auch viel mehr Spaß. Es ist genau dieser Aspekt, den ich auch anfänglichen „Sportmuffeln“ vermitteln möchte: Bewegung tut sehr schnell richtig gut und wird dauerhaft Freunde machen.
Christian Und was kann Sport dabei bewirken, Harmonie und inneren Frieden zu erreichen?
Monika Es ist die Harmonie von Körper und Seele. Diese zwei Bereiche beeinflussen sich gegenseitig. Wenn der Körper gut funktioniert und lange leistungsfähig bleibt, fühlt man sich wohl. Genauso kann ich meine Seele positiv durch Bewegung beeinflussen. Stresshormone werden nachhaltig abgebaut und Glückshormone werden ausgeschüttet. Es gelingt übrigens vielen außerordentlich schnell, dass sich der Körper positiv verändert und sich ein viel besseres Gefühl zu sich selbst und auch gegenüber anderen einstellt. Man wird mit ein wenig Sport gelassener, ausgeglichener und harmonischer.
Christian Monika, Du hast früher als Triathletin jeden Tag zwischen zwei und vier Stunden hart trainiert. Ich selbst habe Dich nicht als „verbissen“ kennen gelernt, sondern als eine geduldige und ganz liebe Seele, die andere begeistern und mitnehmen will und kann. Ein Widerspruch?
Monika Keineswegs. Als Privatperson bin ich im Sport schon sehr konsequent aber niemals verbissen (lacht). Das Gegenteil ist der Fall! Als Lehrerin und Trainer bin ich sehr geduldig und ich freue mich auch mit meinen Teilnehmern über jeden kleinsten Erfolg, den sie in meinem Unterricht erzielen. Es geht ja nie darum, anderen zu zeigen, dass man irgendwo der Bessere ist, sondern es geht darum, dass der andere immer daran denkt: Jetzt hat er Dich und sich noch ein bisschen mehr angestrengt. Es muss beiden Seiten Spaß machen. Spiel und Spaß darf man nie aus den Augen verlieren.
Monika Nienaber beim Sport im Freien
Christian (nachdenklich) . Geht mir genauso. Wenn ich mit Kindern oder Freunden in der Natur unterwegs bin, habe ich Geduld und freue mich, wenn ich meine Begeisterung mit ihnen teilen kann. Am schönsten aber ist es, die Momente mit den ganz Kleinen zu genießen. Ich war als Papa mit meinen Töchtern sogar beim Babyschwimmen… übrigens als einziger Mann (lacht)
Monika Das ist wahrscheinlich ein paar Jahre her.;)
Aktuell kommen viele Papas mit den Babys zum Schwimmen. Ich habe sogar Kurse (am Wochenende) in dem fast nur Papas mit ihren Kindern kommen und beide genießen es sehr. Es ist eine ganz andere Gruppen-Dynamik in den Kursen, eine viel lockerere Atmosphäre und die Papas genießen die intensiven Momente mit ihren Kindern sehr. Das macht richtig Spaß!
Christian Um was geht es beim Babyschwimmen? Was ist wichtig? Und auch das möchte ich Dich ganz persönlich fragen: Was ist vollkommen unwichtig?
Monika Wichtig sind Spaß und Freude am Medium Wasser und natürlich auch die Sicherheit im Wasser. Die Kinder sollten im Wasser „zu Hause“ sein. Die Babys und Kleinkinder werden dabei übrigens ganzheitlich gefördert; motorisch, kognitiv und sozial- das ist das Konzept beim Babyschwimmen. Jede Bewegung, jedes Spiel hat einen Sinn und darüber hinaus hat Wasser alleine schon viele positive Eigenschaften für den Körper. (z.B. der Druck stärkt die Lunge und fördert die Durchblutung im Körper, der Wasserwiderstand regt schon bei Babys die natürliche Bewegung an und kräftigt die Muskulatur. Ganz besonders wird das Gleichgewicht schon bei den Kleinsten geschult, durch die dreidimensionale Bewegung im Wasser). Was sehr wichtig ist, ist der innige (Körper)Kontakt zwischen Eltern und Kind. Ich finde es zunächst unwichtig, dass die Kinder eine möglichst gute Schwimmtechnik mit dem Kopf über Wasser lernen. In erster Linie sollen sie sich sicher im und unter Wasser bewegen lernen und Spaß haben. Die richtige Schwimmtechnik kommt später fast von alleine, wenn eine gute Wassergewöhnung vorhanden ist.
Christian Gibt es da eigentlich Momente, wo Du in Gedanken noch die „kleine“ Monika bist oder wieder wirst?
Monika Da ich schon immer gerne im Wasser war, freue ich mich mit den Kindern im Wasser und tobe auch gerne mit. Wie früher.
Work-Out im Freien: Monika Nienaber von harmonie-sport.de
Christian Nach Deinem Sportstudium warst Du 20 Jahre Schwimm-Trainerin – u.a. für Kinder. Du selbst sagst, das hat Dich irgendwann auch zum „Babyschwimmen“ gebracht. Bei Babys gibt es aber keine Strecke, keine Stoppuhr, keine Ziele…
Monika Ja, nach dem Sportstudium habe ich Kindergartenkinder (ab ca 3,5-4 Jahren) das Schwimmen beigebracht. Das ist ziemlich früh, da die meisten Schwimmschulen Kinder frühestens ab 5 Jahren nehmen. Da habe ich gesehen, wie wichtig ein möglichst früher Kontakt mit Wasser für die Kinder ist. Je früher die Kinder mit dem Thema Wasser in Kontakt kommen, umso sicherer bewegen sie sich im Wasser. Deshalb ist es auch sehr mühsam, einem Kind das Schwimmen beizubringen, das vor der Einschulung noch nie ein Schwimmbad von innen gesehen hat. Vielen bleibt dann das Wasser suspekt – ein Leben lang. Und das gilt es zu verhindern!
Christian Monika, Aqua-Fitness ist ja auch etwas ganz Nahbares für Erwachsene Menschen. Worin liegt der Reiz?
Monika Sich schwerelos auspowern zu können, ohne die Gelenke zu Belasten: für jede Zielgruppe geeignet. Je nach Gestaltung der Trainingseinheit und der Intensität können sowohl Leistungssportler wie auch Senioren im Wasser trainieren. Leider ist die Meinung verbreitet, dass Aquafitness nur für Alte oder Kranke etwas sei.
Christian Du machst ja auch ganz viele Bewegungsprogramme in der Reitschule Waldfrieden. Schwimmen und Reiten, wie passt das zusammen?
Monika Das Reiten ist eine ganz „private“ Angelegenheit. Ich habe zwei Pferde im Waldfrieden und das Reiten ist meine tägliche Lieblingsbeschäftigung, die ich nicht missen möchte, obwohl dieses Hobby sehr Zeitaufwändig ist. Im Waldfrieden habe ich einen tollen Gymnastikraum, in dem ich Kurse anbiete. Teilweise sind es Reiter, die ihre allgemeine Fitness verbessern möchten, sowie Teilnehmer, die über die Krankenkassen Präventionskurse bei mir belegen.
Christian Wirbelsäulengymnastik, Rückengymnastik. Kann das im richtigen Leben eigentlich eine Rolle spielen?
Monika Ja, für viele die Hauptrolle. Viele meiner Teilnehmer haben eine sitzende Tätigkeit und dementsprechend sind Rückenschmerzen bei den meisten „Schreibtischtätern“ vorprogrammiert. Durch funktionelle Gymnastik wird hier ein wunderbarer Ausgleich geschaffen. Durch spezielle Übungen, teilweise mit Kleingeräten, wird die Muskulatur gekräftigt, durch Dehnübungen beweglich gehalten und einfache Entspannungsübungen sorgen für die mentale Entspannung.
Christian „Fit für 2“ ist …
Monika Aquafitness speziell für Schwangere.
Christian Cool…
Monika Ja, das Training im Wasser ist optimal für Schwangere. An Land ist der Bauch irgendwann mal im Weg, oder die Schwangere wird zu schwer, so dass man früher oder später die sportliche Aktivität einschränken muss. Durch die Entlastung im Wasser können die Schwangeren bis zum Entbindungstermin trainieren, ohne die Gelenke und den Rücken zu belasten. Der Wasserdruck beugt Wassereinlagerungen und Krampfadern vor und am Ende jeder Stunde machen wir Entspannung im Wasser. Die Schwangeren fühlen sich wohler, empfinden ihre Schwangerschaft bewusster und werden belastbarer und fitter für die Geburt. Fit für 2 ist aber auch garantiert etwas sehr Wertvolles für die „Kleinen“, denn die bekommen sicher schon viel davon mit!
Christian Wer einen Kurs bei Dir macht, bekommt nicht nur Sport und Harmonie, sondern auch…
Monika …wertvolle Tipps rund um die eigene Gesundheit. Da ich mehrere Jahre in der Reha gearbeitet habe und (leider) selbst viele Verletzungen durch den Sport (Skifahren, Reiten) einstecken musste, habe ich viel Erfahrung zu Bewegungsalternativen bei körperlichen Einschränkungen. Wer z.B. eine Übung im Kurs auf Grund von irgendeiner Einschränkung nicht machen kann, bekommt eine Alternativ-Übung. Auch wenn man nicht vollkommen gesund ist, gibt es keinen Grund sich nicht zu bewegen. Es gibt fast immer Alternativen.
Christian Monika, Du bist als Selbstständige sicher immer auch darauf angewiesen, dass man Dich weiter empfiehlt. Wer von Deinem Tun begeistert ist, kann…
Monika …gerne von meinen Kursen erzählen und meine Kontaktdaten weiter geben.
Christian Darf ich Dir noch eine sehr private Frage stellen? Was treibt Dich an, Menschen für Harmonie und Sport zu begeistern?
Monika Ich liebe die Arbeit mit den Menschen. Jeder ist individuell und es ist die Herausforderung, die mich motiviert, Menschen mitzunehmen und das Optimale für jeden einzelnen heraus zu finden. Die positiven Rückmeldungen von Teilnehmern geben mir viel Mut.
Christian Monika, schenke uns noch etwas Motivierendes: Wer als Kind panische Angst hat vor dem Wasser…
Monika …sollte sich einen geduldigen, einfühlsamen Lehrer suchen, der einem wieder angstfrei die Freude an der Bewegung im Wasser vermittelt.

Wow. Ganz herzlichen Dank für die total ehrlichen Zeilen!